- Statistische Signifikanztests, bei denen man nach der Monte-Carlo-Methode sehr viele Pseudo-Stichproben mit zufälligen Geburtszeiten und -orten erzeugt, die man in Hinsicht auf eine bestimmte Kennzahl gegen die reale Stichprobe antreten lässt, um einen Schätzwert für die Irrtumswahrscheinlichkeit zu ermitteln. Mit diesem Ziel hatte ich 2014 das Projekt astrotest begonnen.
- Orakelmaschinen, die versuchen, aus einer gegebenen Sammlung von Horoskopen in regelmässigen Zeitabständen die astrologische Wetterlage zu ermitteln und Trends für einzelne Personen, Nationen, Wirtschaftszweige usw. zu ermitteln. Auch dies wird sehr rechenintensiv, vor allem wenn die ganze von der klassischen Astrologie beschriebene Serie von Hilfshoroskopen zu Rate gezogen wird (Solarhoroskop, Lunarhoroskop, Transite, wiederkehrende Konstellationen, Sonnenaufgangshoroskop, Augenblickshoroskop, sowie Relokationen von Horoskopen auf eine grosse Menge von Erdorten).
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Freitag, 26. Februar 2016
Die Swiss Ephemeris im Google Portable Native Client (PNaCl)
Rechenintensive Programme in einer öffentlichen Web-Anwendung anzubietet, bringt logischerweise eine erhöhte CPU-Last auf dem Server mit sich, die von der Zahl der Benutzer abhängt, die die Anwendung gerade nutzen. Das bringt auch eine Verlangsamung für alle anderen Anfragen, die der Server beantworten muss.
Es geht also beispielsweise in der Astrologie nicht um astrologische Standard-Webauftritte, in denen ein oder zwei Horoskopdaten berechnet werden, um dem Benutzer sein Geburtshoroskop und seine laufenden Transite zu präsentieren, sondern um Hochlastanwendungen mit tausenden von Planetenberechnungen. Mir fallen auf Anhieb zwei Arten astrologischer Anwendungen ein, die als Webanwendung eine zeitweise erhöhte Rechenlast auf dem Server bringen können:
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Freitag, 19. September 2008
Die Konstruktion der Persönlichkeit
Das Leben baut sich ein in die übergreifende Ordnung, den Kosmos. Dieser Kernsatz von Thomas Ring zum Verständnis der Astrologie abstrahiert eine Erfahrung der Biologen: Dass jede Tierart spezifische Verhaltensweisen entwickelt, um sich genau in ihre Umwelt einzufügen. Warum, so Ring, sollte dieser Grundsatz nicht für den Menschen gelten, und warum sollte die Ordnung, in die er sich einbaut, nicht auch umfassender zu verstehen sein als nur die biologische Umwelt: auch die durch unser Sonnensystem gegebenen Kräfte und Kräfteverhältnisse sind nach Ansicht der Astrologen Teil dieser übergreifenden Ordnung.
Das von Ring verwendete Verb einbauen hat einen aktiven Charakter: er hätte auch einfügen oder anpassen verwenden können. Das widerspräche aber seiner Erfahrung, dass es sich um einen schöpferischen, aktiven Vorgang handelt. Die Analogie zur Interpretation eines Musikstücks bietet sich an und wurde auch schon von Johannes Kepler ausgeführt: Die Sterne spielen auf, die sublunare Natur[= die Welt unter dem Monde, also alles, was da kreucht und fleucht] tanzt nach den Weisen ihrer Musik. Diese Auffassung von Astrologie steht im Gegensatz zu dem heteronomen, deterministischen Verständnis des "Sternenzwangs", wie es in früheren Zeiten gepflegt wurde. Auch wenn ich die Partitur bereits besitze, weiss ich nicht, wie der Flötist heute abend dieses Stück aufführen wird, wie er die Noten konkret interpretiert.
Mitten zwischen der umfassendsten Ebene des Einbauens, der astrologischen, und der untersten Ebene, der biologischen, steht der psychologische Einbau. In den ersten beiden Lebensjahrsiebten bauen wir uns unsere Persona, erstellen ein tragfähiges Konzept des Austauschs mit der Aussenwelt. Persona kommt von personare, hindurchtönen. Durch die Persona hindurch tritt der Wesenskern, das Ich, mit der Aussenwelt in Beziehung. Wie ein Mensch grundsätzlich auftritt, ob eher scheu und gehemmt oder lebenslustig und forsch, ob er sich erlaubt, seine Stimmungen auszuleben oder sich eher an die Umgebung anpasst, wie er sich in kritischen Situationen verhält, welche Situationen er meidet und welche er bevorzugt, wohin er seine Lebensenergien gern lenkt, wie stark er sich mit seiner Geschlechtsnatur verbindet - all dies und noch viel mehr war nicht bei Geburt bereits da, sondern wurde in der Kindheit und Jugend aufgebaut. Die treibende Kraft dieses Aufbaus ist der Wille zu leben - zu überleben.
Dass so viele grundlegende Eigenschaften erst in der Kindheit aufgebaut werden, bedeutet im Gegenzug nicht, dass der Mensch bei Geburt eine tabula rasa wäre: Er bringt die Partitur mit, aber mit dem Aufbau der Persona entscheidet er sich für eine bestimmte Interpretation. Diese Entscheidung ist sehr tiefgreifend - so tiefgehend, dass man geneigt ist, die Persönlichkeit für eine Konstante zu halten und sie gesamthaft mit dem eigenen Wesen gleichzusetzen.
Bei den meisten ändert sich die Persona im Laufe des weiteren Lebens wirklich nur noch wenig. Aber es gibt besondere Lebenssituationen - vielleicht ein Unfall, ein Schock, ein Drogenerlebnis, der Verlust eines geliebten Menschen oder andere Einschnitte, die gemeinhin unter dem Titel "Lebenskrisen" laufen - die dazu führen können, dass die gesamte Persona in Frage gestellt wird. In solchen Phasen grosser Sensibilität ist es besonders gut möglich, sich eine neue Persona zu erbauen.
Wer bist du? fragt die Raupe in Lewis Carroll's Alice im Wunderland. Ich weiss es nicht genau, antwortet Alice - und auf die Bitte, sich deutlicher zu erklären, fügt sie hinzu: Ich weiss, wer ich war, als ich heute morgen aufstand, aber ich glaube, dass ich mich seitdem mehrmals verändert habe.
Zweifellos ein ungewöhnliches Erlebnis: Man bemerkt, dass man nicht die Persona ist, da die Persona etwas Veränderliches, Zufälliges darstellt. Sie ist irgendwann entstanden und wird irgendwann vergehen, in seltenen Fällen schon vor dem physischen Tod - dann tritt eine andere Persona an ihre Stelle. Sie ist jedenfalls nicht das, was im inneren Forum mit dem Wort "Ich" gemeint ist. Der innere Wesenskern stellt im Vergleich etwas Dauerhaftes dar, der zwar in Worten kaum zu beschreiben ist, dafür aber sehr real erlebt wird.
In der Astrologie von Liz Greene spielt der Begriff des "Schattenthemas" eine grosse Rolle. Er bezeichnet die Beobachtung, dass ein Horoskop meist nicht ein einheitliches Ganzes darstellt, sondern in mehrere Komplexe zerfällt. Einer davon mag besonders dominant sein, während die Teile des zweiten Komplexes eher schwach gestellt sind. Es kann aber auch mehrere gleich starke Komplexe geben. Die Person kann dann einen Komplex leben und einen zweiten in den Hintergrund treten lassen. In Krisen kann sich der zweite Komplex bemerkbar machen und nach einer Bearbeitung verlangen. Es kann sogar sein, dass dann die Führungsrolle an den zweiten Komplex abgegeben wird. Die Mitmenschen erleben dann eine wundersame Veränderung der Person. Eigenschaften treten zutage, die sie vorher nie an ihr beobachtet haben, während andere Züge verschwinden.
Ein Szenenwechsel bietet diese Möglichkeit: Wer in eine neue Umgebung umzieht, in der er keinen Menschen kennt, hat besonders gute Chancen, andere Teile seiner Persona auszubilden. Denn das Bild, das andere sich von ihm gemacht haben, wird in der gewohnten Umgebung von seinen Bekannten tagtäglich auf ihn zurückgeworfen - es ist schwer, sich dieser Erwartung zu entziehen.
Die sogenannten "Multiplen", an MPS leidende Menschen, haben ein ganzes Team von Personen in ihrem Kopf, die der Reihe nach die Regie übernehmen können. Keine dieser Personen fällt mit dem "Ich" zusammen - durch jede scheint es nur durch. Während bei Nichtmultiplen eine Person fest im Sattel sitzt, stossen sich hier wechselnde Teilpersönlichkeiten vom Pferd. Am Anfang dieser seltsamen Zersplitterung steht fast immer ein sexueller Missbrauch oder extreme Vernachlässigung im Kindesalter: Der gewöhnliche Aufbau der Identität wird aufgegeben, um an den erlebten Verletzungen nicht zugrundezugehen - ein aus dem starken Überlebenswillen geborener Kunstgriff des "Haus-Erbauers" (der Kraft, die in der Kindheit unsere seelische Behausung aufbaut). Es ist wenig hilfreich, das MPS als Krankheit zu etikettieren. Besser ist schon die Frage, inwieweit die multipel organisierte Psyche dem Betroffenen in seinem jetzigen Lebensalter, in dem er nicht mehr von sexuellem Missbrauch und Misshandlung bedroht ist, noch nützlich ist. Wenn die Darstellung in Matt Ruffs Roman "Ich und die anderen" [1] realistisch ist, so entstehen die Probleme wohl vor allem durch das mangelnde Wissen der Teilpersonen voneinander, nicht durch die Teilung an sich. Eine hilfreiche Veränderung könnte darin bestehen, die Teile voneinander in Kenntnis zu setzen, so dass keine "Blackout"-Zeiten mehr erlebt werden müssen. Die Koexistenz der verschiedenen Personen wäre dann etwas, womit der Betroffene leben kann, es müsste ihm nicht notwendig ausgetrieben und durch das normale Einpersonenmodell ersetzt werden.
Das MPS macht jedoch bloss in einem Extrem offenkundig, was für uns alle gilt: Die Persona ist ein Konstrukt, ein in der Kindheit aufgebauter Komplex, der sich dem Leben als dienlich erwiesen hat. Sie ist aber nichts Absolutes. Sobald sie ihren Zweck nicht mehr erfüllt, weil gewisse Eigenschaften sich eher als störend oder lästig erweisen, während der Gesamtnutzen der eingesetzten Persona fraglich ist, kann man sie ändern! Wo etwas konstruiert wurde, besteht nämlich auch die Möglichkeit, dass sich Konstruktionsfehler eingeschlichen haben. Diese lassen sich ausbessern. Ein vollständiger Austausch durch eine neue Persona ist zwar möglich, schiesst aber in den meisten Fällen weit über das Ziel hinaus. Meistens geht es eher darum, gewisse schlummernde Teile zu erwecken und mit Aufmerksamkeit und Leben zu erfüllen. Das ist durch regelmässiges Üben möglich.
C. G. Jung definiert Persönlichkeit als eine bestimmte, widerstandsfähige und kraftbegabte seelische Ganzheit [2] - eine Definition, die eher ein Ideal beschreibt. Seelische Ganzheit bedeutet die volle Entfaltung aller Anlagen zu einem harmonischen Ganzen. Meist realisieren wir nur bestimmte Teile der Ganzheit, aber wirklich zu leben bedeutet: in Bewegung zu sein, zu wachsen, neue Aspekte unseres Seins auszuloten. Damit wachsen wir über das, was in der Kindheit erbaut wurde, hinaus und nehmen zugleich das Wichtigste des Kindseins mit: In jedem Erwachsenen steckt nämlich ein Kind, ein ewiges Kind, ein immer noch Werdendes, nie Fertiges, das beständiger Pflege, Aufmerksamkeit und Erziehung bedürfte. Das ist der Teil der menschlichen Persönlichkeit, der sich zur Ganzheit entwickeln möchte.[3]
[1] Matt Ruff, Ich und die anderen, dtv, München 2006.
[2] C. G. Jung, Vom Werden der Persönlichkeit, in: Gesammelte Werke, Band XVII, S. 193.
[3] C. G. Jung, a.a.O. Jung bezieht sich hier auf den Archetypus des "göttlichen Kindes", den er zusammen mit dem ungarischen Mythenforscher Karl Kerényi untersucht hat.
Das von Ring verwendete Verb einbauen hat einen aktiven Charakter: er hätte auch einfügen oder anpassen verwenden können. Das widerspräche aber seiner Erfahrung, dass es sich um einen schöpferischen, aktiven Vorgang handelt. Die Analogie zur Interpretation eines Musikstücks bietet sich an und wurde auch schon von Johannes Kepler ausgeführt: Die Sterne spielen auf, die sublunare Natur[= die Welt unter dem Monde, also alles, was da kreucht und fleucht] tanzt nach den Weisen ihrer Musik. Diese Auffassung von Astrologie steht im Gegensatz zu dem heteronomen, deterministischen Verständnis des "Sternenzwangs", wie es in früheren Zeiten gepflegt wurde. Auch wenn ich die Partitur bereits besitze, weiss ich nicht, wie der Flötist heute abend dieses Stück aufführen wird, wie er die Noten konkret interpretiert.
Mitten zwischen der umfassendsten Ebene des Einbauens, der astrologischen, und der untersten Ebene, der biologischen, steht der psychologische Einbau. In den ersten beiden Lebensjahrsiebten bauen wir uns unsere Persona, erstellen ein tragfähiges Konzept des Austauschs mit der Aussenwelt. Persona kommt von personare, hindurchtönen. Durch die Persona hindurch tritt der Wesenskern, das Ich, mit der Aussenwelt in Beziehung. Wie ein Mensch grundsätzlich auftritt, ob eher scheu und gehemmt oder lebenslustig und forsch, ob er sich erlaubt, seine Stimmungen auszuleben oder sich eher an die Umgebung anpasst, wie er sich in kritischen Situationen verhält, welche Situationen er meidet und welche er bevorzugt, wohin er seine Lebensenergien gern lenkt, wie stark er sich mit seiner Geschlechtsnatur verbindet - all dies und noch viel mehr war nicht bei Geburt bereits da, sondern wurde in der Kindheit und Jugend aufgebaut. Die treibende Kraft dieses Aufbaus ist der Wille zu leben - zu überleben.
Dass so viele grundlegende Eigenschaften erst in der Kindheit aufgebaut werden, bedeutet im Gegenzug nicht, dass der Mensch bei Geburt eine tabula rasa wäre: Er bringt die Partitur mit, aber mit dem Aufbau der Persona entscheidet er sich für eine bestimmte Interpretation. Diese Entscheidung ist sehr tiefgreifend - so tiefgehend, dass man geneigt ist, die Persönlichkeit für eine Konstante zu halten und sie gesamthaft mit dem eigenen Wesen gleichzusetzen.
Bei den meisten ändert sich die Persona im Laufe des weiteren Lebens wirklich nur noch wenig. Aber es gibt besondere Lebenssituationen - vielleicht ein Unfall, ein Schock, ein Drogenerlebnis, der Verlust eines geliebten Menschen oder andere Einschnitte, die gemeinhin unter dem Titel "Lebenskrisen" laufen - die dazu führen können, dass die gesamte Persona in Frage gestellt wird. In solchen Phasen grosser Sensibilität ist es besonders gut möglich, sich eine neue Persona zu erbauen.
Wer bist du? fragt die Raupe in Lewis Carroll's Alice im Wunderland. Ich weiss es nicht genau, antwortet Alice - und auf die Bitte, sich deutlicher zu erklären, fügt sie hinzu: Ich weiss, wer ich war, als ich heute morgen aufstand, aber ich glaube, dass ich mich seitdem mehrmals verändert habe.
Zweifellos ein ungewöhnliches Erlebnis: Man bemerkt, dass man nicht die Persona ist, da die Persona etwas Veränderliches, Zufälliges darstellt. Sie ist irgendwann entstanden und wird irgendwann vergehen, in seltenen Fällen schon vor dem physischen Tod - dann tritt eine andere Persona an ihre Stelle. Sie ist jedenfalls nicht das, was im inneren Forum mit dem Wort "Ich" gemeint ist. Der innere Wesenskern stellt im Vergleich etwas Dauerhaftes dar, der zwar in Worten kaum zu beschreiben ist, dafür aber sehr real erlebt wird.
In der Astrologie von Liz Greene spielt der Begriff des "Schattenthemas" eine grosse Rolle. Er bezeichnet die Beobachtung, dass ein Horoskop meist nicht ein einheitliches Ganzes darstellt, sondern in mehrere Komplexe zerfällt. Einer davon mag besonders dominant sein, während die Teile des zweiten Komplexes eher schwach gestellt sind. Es kann aber auch mehrere gleich starke Komplexe geben. Die Person kann dann einen Komplex leben und einen zweiten in den Hintergrund treten lassen. In Krisen kann sich der zweite Komplex bemerkbar machen und nach einer Bearbeitung verlangen. Es kann sogar sein, dass dann die Führungsrolle an den zweiten Komplex abgegeben wird. Die Mitmenschen erleben dann eine wundersame Veränderung der Person. Eigenschaften treten zutage, die sie vorher nie an ihr beobachtet haben, während andere Züge verschwinden.
Ein Szenenwechsel bietet diese Möglichkeit: Wer in eine neue Umgebung umzieht, in der er keinen Menschen kennt, hat besonders gute Chancen, andere Teile seiner Persona auszubilden. Denn das Bild, das andere sich von ihm gemacht haben, wird in der gewohnten Umgebung von seinen Bekannten tagtäglich auf ihn zurückgeworfen - es ist schwer, sich dieser Erwartung zu entziehen.
Die sogenannten "Multiplen", an MPS leidende Menschen, haben ein ganzes Team von Personen in ihrem Kopf, die der Reihe nach die Regie übernehmen können. Keine dieser Personen fällt mit dem "Ich" zusammen - durch jede scheint es nur durch. Während bei Nichtmultiplen eine Person fest im Sattel sitzt, stossen sich hier wechselnde Teilpersönlichkeiten vom Pferd. Am Anfang dieser seltsamen Zersplitterung steht fast immer ein sexueller Missbrauch oder extreme Vernachlässigung im Kindesalter: Der gewöhnliche Aufbau der Identität wird aufgegeben, um an den erlebten Verletzungen nicht zugrundezugehen - ein aus dem starken Überlebenswillen geborener Kunstgriff des "Haus-Erbauers" (der Kraft, die in der Kindheit unsere seelische Behausung aufbaut). Es ist wenig hilfreich, das MPS als Krankheit zu etikettieren. Besser ist schon die Frage, inwieweit die multipel organisierte Psyche dem Betroffenen in seinem jetzigen Lebensalter, in dem er nicht mehr von sexuellem Missbrauch und Misshandlung bedroht ist, noch nützlich ist. Wenn die Darstellung in Matt Ruffs Roman "Ich und die anderen" [1] realistisch ist, so entstehen die Probleme wohl vor allem durch das mangelnde Wissen der Teilpersonen voneinander, nicht durch die Teilung an sich. Eine hilfreiche Veränderung könnte darin bestehen, die Teile voneinander in Kenntnis zu setzen, so dass keine "Blackout"-Zeiten mehr erlebt werden müssen. Die Koexistenz der verschiedenen Personen wäre dann etwas, womit der Betroffene leben kann, es müsste ihm nicht notwendig ausgetrieben und durch das normale Einpersonenmodell ersetzt werden.
Das MPS macht jedoch bloss in einem Extrem offenkundig, was für uns alle gilt: Die Persona ist ein Konstrukt, ein in der Kindheit aufgebauter Komplex, der sich dem Leben als dienlich erwiesen hat. Sie ist aber nichts Absolutes. Sobald sie ihren Zweck nicht mehr erfüllt, weil gewisse Eigenschaften sich eher als störend oder lästig erweisen, während der Gesamtnutzen der eingesetzten Persona fraglich ist, kann man sie ändern! Wo etwas konstruiert wurde, besteht nämlich auch die Möglichkeit, dass sich Konstruktionsfehler eingeschlichen haben. Diese lassen sich ausbessern. Ein vollständiger Austausch durch eine neue Persona ist zwar möglich, schiesst aber in den meisten Fällen weit über das Ziel hinaus. Meistens geht es eher darum, gewisse schlummernde Teile zu erwecken und mit Aufmerksamkeit und Leben zu erfüllen. Das ist durch regelmässiges Üben möglich.
C. G. Jung definiert Persönlichkeit als eine bestimmte, widerstandsfähige und kraftbegabte seelische Ganzheit [2] - eine Definition, die eher ein Ideal beschreibt. Seelische Ganzheit bedeutet die volle Entfaltung aller Anlagen zu einem harmonischen Ganzen. Meist realisieren wir nur bestimmte Teile der Ganzheit, aber wirklich zu leben bedeutet: in Bewegung zu sein, zu wachsen, neue Aspekte unseres Seins auszuloten. Damit wachsen wir über das, was in der Kindheit erbaut wurde, hinaus und nehmen zugleich das Wichtigste des Kindseins mit: In jedem Erwachsenen steckt nämlich ein Kind, ein ewiges Kind, ein immer noch Werdendes, nie Fertiges, das beständiger Pflege, Aufmerksamkeit und Erziehung bedürfte. Das ist der Teil der menschlichen Persönlichkeit, der sich zur Ganzheit entwickeln möchte.[3]
[1] Matt Ruff, Ich und die anderen, dtv, München 2006.
[2] C. G. Jung, Vom Werden der Persönlichkeit, in: Gesammelte Werke, Band XVII, S. 193.
[3] C. G. Jung, a.a.O. Jung bezieht sich hier auf den Archetypus des "göttlichen Kindes", den er zusammen mit dem ungarischen Mythenforscher Karl Kerényi untersucht hat.
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Dienstag, 3. Juli 2007
Horoskopgraphiken mit SVG (2)
Ich habe nun auf http://www.astrotexte.ch/sources/svg.html den aktuellen Stand meiner Forschungen zum Thema "Darstellung von Horoskopen mit SVG" zusammengefasst. Jeder kann sich von dort meinen Prototypen herunterladen und selbst erweitern. Ich bin natürlich an Rückmeldungen aller Art interessiert.
Zur Zeit habe ich noch das Problem, dass der onload Behandler der Graphik im Firefox-Browser nicht durchlaufen wird, wenn die Graphik zuvor mit XSLT aus den XML-Rohdaten generiert wurde. Es scheint, dass es in diesem Fall für das onload Event bereits zu spät ist. Vielleicht ist es aber auch ein Bug in der Firefox-SVG-Implementierung. Das muss ich noch prüfen.
Dagegen funktioniert alles wunderbar, wenn man das XSLT-Programm in einem separaten Schritt vorab startet und das resultierende SVG in die Webseite einbindet. Die Details sind auf obiger Webseite beschrieben.
Zur Zeit habe ich noch das Problem, dass der onload Behandler der Graphik im Firefox-Browser nicht durchlaufen wird, wenn die Graphik zuvor mit XSLT aus den XML-Rohdaten generiert wurde. Es scheint, dass es in diesem Fall für das onload Event bereits zu spät ist. Vielleicht ist es aber auch ein Bug in der Firefox-SVG-Implementierung. Das muss ich noch prüfen.
Dagegen funktioniert alles wunderbar, wenn man das XSLT-Programm in einem separaten Schritt vorab startet und das resultierende SVG in die Webseite einbindet. Die Details sind auf obiger Webseite beschrieben.
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Sonntag, 1. April 2007
SVG und Horoskopzeichnungen?
Mein letzter Weblog-Eintrag, der Vergleich von Java und JavaScript, lässt es bereits ahnen: Ich bin dabei, mich nach einer Alternative zu den Java Applets umzusehen, die ich bislang für die astrologischen Rechenseiten bei http://www.astrotexte.ch/ eingesetzt habe.
Ich habe nie viel Fleiss auf das Look & Feel meines Horoskop-Applets verwendet - es reichte mir, dass die Positionen der Planeten im Tierkreis gut zu erkennen sind. Wer es schöner haben will, kauft sich sowieso ein kommerzielles Programm.
An diesem funktionalen Gesichtspunkt werde ich festhalten: Nicht Ästhetik, sondern Funktionalität soll im Vordergrund von astrotexte.ch stehen. Dennoch werde ich zur Visualisierung von Horoskopgraphiken einmal auf eine andere Technologie umsteigen: Nicht mehr Applets, sondern voraussichtlich Scalable Vector Graphics (SVG).
Bei den Scalable Vector Graphics handelt es sich um ein XML-basiertes Graphikformat, das von einigen moderneren Browsern wie Firefox bereits nativ interpretiert wird. Für alle anderen Browser, auch den Internet Explorer, steht - neben anderen - ein Plugin von Adobe zur Verfügung.
Das Format hat einige Vorteile, die es für mich interessant machen. Vor allem ist es frei skalierbar und wird in jeder Auflösung so scharf dargestellt, wie es das Ausgabegerät eben ermöglicht. Denn die graphische Information wird nicht in Form von Anweisungen zum Färben von Pixeln gespeichert (wie bei Rastergraphiken, z.B. "Pixel bei x=356, y=217 mit Farbe FF0FCC einfärben"), sondern in Form einer Liste geometrischer Elementaranweisungen, z.B. "Kreis um (100,100) mit dem Radius 90, Stiftdicke 1, Stiftfarbe grün".
Solche Anweisungen lassen sich im zur Verfügung stehenden Raum mit der jeweils höchstmöglichen Auflösung realisieren. Man kann ein Bild so anbieten, dass die Bildgrösse vom Benutzer einstellbar ist und die Darstellung sich jeweils an die aktuelle Grösse anpasst. Aber so gross auch immer der Bildbereich gemacht wird - nie entstehen die typischen, von Rastergraphiken bekannten Zacken. Hiermit steht SVG in der Tradition von PostScript und pdf, und so ist es auch kein Wunder, dass bis vor kurzem das meistverwendete SVG Plugin von Adobe angeboten wurde.
Darüberhinaus erlaubt das SVG-Graphikformat die Verwendung von XSL- und CSS-Stylesheets, so dass die Präsentation vollständig von der Datenbasis getrennt werden kann. Mit JavaScript sind auch interaktive Graphiken möglich.
Es gibt vor allem zwei Dinge, die mich davon abhalten, nun frisch zur Tat zu schreiten, das HoroApplet auf den Müll zu werfen und es durch SVG-Horoskope zu ersetzen. Dies obwohl ich bereits vielversprechende Experimente mit dem Graphikformat gemacht und schon das erste Beispielhoroskop gerendert habe - mit der zu erwartenden Kombination von
Ich habe nie viel Fleiss auf das Look & Feel meines Horoskop-Applets verwendet - es reichte mir, dass die Positionen der Planeten im Tierkreis gut zu erkennen sind. Wer es schöner haben will, kauft sich sowieso ein kommerzielles Programm.
An diesem funktionalen Gesichtspunkt werde ich festhalten: Nicht Ästhetik, sondern Funktionalität soll im Vordergrund von astrotexte.ch stehen. Dennoch werde ich zur Visualisierung von Horoskopgraphiken einmal auf eine andere Technologie umsteigen: Nicht mehr Applets, sondern voraussichtlich Scalable Vector Graphics (SVG).
Bei den Scalable Vector Graphics handelt es sich um ein XML-basiertes Graphikformat, das von einigen moderneren Browsern wie Firefox bereits nativ interpretiert wird. Für alle anderen Browser, auch den Internet Explorer, steht - neben anderen - ein Plugin von Adobe zur Verfügung.
Das Format hat einige Vorteile, die es für mich interessant machen. Vor allem ist es frei skalierbar und wird in jeder Auflösung so scharf dargestellt, wie es das Ausgabegerät eben ermöglicht. Denn die graphische Information wird nicht in Form von Anweisungen zum Färben von Pixeln gespeichert (wie bei Rastergraphiken, z.B. "Pixel bei x=356, y=217 mit Farbe FF0FCC einfärben"), sondern in Form einer Liste geometrischer Elementaranweisungen, z.B. "Kreis um (100,100) mit dem Radius 90, Stiftdicke 1, Stiftfarbe grün".
Solche Anweisungen lassen sich im zur Verfügung stehenden Raum mit der jeweils höchstmöglichen Auflösung realisieren. Man kann ein Bild so anbieten, dass die Bildgrösse vom Benutzer einstellbar ist und die Darstellung sich jeweils an die aktuelle Grösse anpasst. Aber so gross auch immer der Bildbereich gemacht wird - nie entstehen die typischen, von Rastergraphiken bekannten Zacken. Hiermit steht SVG in der Tradition von PostScript und pdf, und so ist es auch kein Wunder, dass bis vor kurzem das meistverwendete SVG Plugin von Adobe angeboten wurde.
Darüberhinaus erlaubt das SVG-Graphikformat die Verwendung von XSL- und CSS-Stylesheets, so dass die Präsentation vollständig von der Datenbasis getrennt werden kann. Mit JavaScript sind auch interaktive Graphiken möglich.
Es gibt vor allem zwei Dinge, die mich davon abhalten, nun frisch zur Tat zu schreiten, das HoroApplet auf den Müll zu werfen und es durch SVG-Horoskope zu ersetzen. Dies obwohl ich bereits vielversprechende Experimente mit dem Graphikformat gemacht und schon das erste Beispielhoroskop gerendert habe - mit der zu erwartenden Kombination von
- XML (das nur die Horoskopdaten enthält),
- XSL-Stylesheet (das die Graphikanweisungen enthält),
- JavaScript (das die Umrechungen von Polar- in cartesische Koordinaten durchführt sowie in Schleifen wiederkehrende Anweisungen wie die Gradmarkierungen herstellt)
- und CSS (womit Dinge wie Hintergrund- und Stiftfarben gecustomized werden können)
Der eine Grund für meine Zurückhaltung ist, dass Adobe ihr Plugin zu Anfang 2007 aus der Wartung genommen hat. Die offizielle Begründung dafür, es gebe ja nun genügend andere Implementierer, überzeugt mich nicht. Wenn eine Technologie wirklich zukunftsträchtig ist, dann stösst man nicht einfach eine zentrale Viewing-Komponente dafür ab! Ich habe eher im Gegenteil das Gefühl, dass der SVG-Zug aus Sicht von Adobe nicht hinreichend ins Rollen gekommen ist. Und ich habe natürlich keine Lust, Zeit in eine Technologie zu investieren, die man nächstes Jahr vielleicht schon als netten Versuch belächeln wird (schade wär's allerdings).
Und der zweite Grund: An diesem Wochenende war die Tagung der Sektion Mundanastrologie des Deutschen Astrologenverbands. Ich kam - wie immer - mit vielen Anregungen zurück, und es ist mir klargeworden, dass es weit wichtiger ist, inhaltliche astrologische Arbeit zu vertiefen, statt meine Zeit damit zu verschwenden, an netten Horoskopgraphiken herumzubasteln.
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